EVUM Motors – Allrad-eTransporter

Multifunktionales Elektrofahrzeug für die Dritte Welt

Afrika ist ein wirtschaftlich sehr schnell wachsender Kontinent, der jedoch vielerorts noch mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat. Vor allem in den ländlichen Regionen besteht ein grundlegender Bedarf an Mobilität und Anbindung. Es mangelt an geländegängigen Mehrzweckfahrzeugen, die sich die Menschen vor Ort in der Anschaffung und im Betrieb finanziell leisten können. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben daher ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept für diese Regionen entwickelt. Der daraus entstandene Allrad-Elektrotransporter „aCar“ war die Basis für eine erfolgreiche Ausgründung.

Ziel des Projektes war es, die speziellen Marktanforderungen im Sub-Sahara-Afrika zu identifizieren und in ein geeignetes Fahrzeugkonzept zu übersetzen. Das Team entschied sich für einen elektrischen Antriebsstrang mit Allradantrieb. Das Konzept für die Ladefläche sollte modulare Aufbauten ermöglichen, um das Auto z.B. in eine mobile Arztpraxis oder eine Wasseraufbereitungsstation verwandeln zu können. Gussknoten und eine einfache, geschraubte Bauweise sollten eine einfache Produktion der tragenden Struktur mit sehr niedrigen Investitionskosten ermöglichen.

Die einfache und robuste Konzeption des „aCar“ berücksichtigt die fertigungstechnischen Rahmenbedingungen in Afrika und schafft damit langfristig Arbeitsplätze in der lokalen Produktion und der Wartung. 2016 erprobten die Forscher einen ersten Prototyp auf Feldtests in Deutschland und Ghana. Die Kunststoff-Karosserie sowie der gesamte Antriebsstrang mit seinen zwei 10 kW-Elektromotoren lassen sich leicht warten. Mit der Gründung der EVUM Motors GmbH und dem ersten internationalen Messeauftritt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt konnten im Jahr 2017 wichtige Meilensteine auf dem Weg der Industrialisierung erreicht werden.

Die Einsatzmöglichkeiten des „aCar“ reichen mittlerweile deutlich über den ursprünglichen Zielmarkt Afrika hinaus. Weltweit kann das „aCar“ nicht nur im Agrarbereich sondern auch von Handwerk und Gewerbe, von kommunalen Betrieben und in der Industrie als wirtschaftlicher und umweltfreundlicher Transporter eingesetzt werden. Doch Afrika ist nach wie vor das Ziel: Die Musterfabrik im niederbayerischen Bayerbach bei Ergoldsbach bietet die Grundlage, um danach in Afrika mit Vor-Ort-Partnern in Serie gehen zu können. Zunächst wird das „EVUM aCar“ in Europa produziert und vertrieben. Damit wird eine lokale Wertschöpfung mit eigenen Werken, Technologietransfer und nachhaltiger Arbeitsplatzbeschaffung aufgebaut. Ein weiteres Ziel ist es, durch die Nutzung regenerativer Elektrizität die Unabhängigkeit der Gemeinden zu stärken.

Von der ersten Idee bis zum Serienfahrzeug

Die Initialzündung für ein Kooperationsprojekt entstand auf einer Veranstaltung der Bayern Innovativ. So auch der Startschuss für die Realisierung von aCar mobility – einer Vision des Wissenschaftlers Prof. Dr. Markus Lienkamp. Als Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der TU München (TUM) und Mitglied im Beirat des Clusters Automotive verfolgte er seit Längerem die Idee, ein Mobilitätskonzept mit einem modularen Fahrzeug für entlegene Regionen Afrikas zu entwickeln. Ein Gespräch des Cluster-Sprechers, Prof. Dr. Josef Nassauer, am Rande eines Bayern Innovativ-Kongresses führte 2013 zu einem wichtigen Kontakt für das Projekt. Die „African Health and Agricultural Foundation“ (AHAF) war auf der Suche nach universitären Kooperationen, um an einer Fahrzeugentwicklung für Afrika mitzuwirken. So konnte die TUM bereits im April 2014 ein erstes Designkonzept vorstellen.

In der Folge wurde das Kooperationsprojekt aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern mit Gesamtkosten von 1,92 Mio. € durch die Bayerische Forschungsstiftung mit 912.000 € über eine Laufzeit von drei Jahren (01/2015 – 12/2017) gefördert. Begleitet wurde aCar mobility unter anderem von der Universität Bayreuth, die 2015 gemeinsam mit der TUM eine Förderung zur Anbahnung internationaler Forschungskooperationen (BayIntAn) bei der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) einwarb.

Nach der Forschungs- und Vernetzungsphase folgte im August 2017 die Gründung der EVUM Motors GmbH. Unterstützt durch den Cluster Automotive, u.a. mit der CoFAT, wurden wichtige Kontakte zu Zulieferern und Investoren hergestellt. Das finale Design des weiterentwickelten „aCar“ wurde auf der IAA 2019 präsentiert. Nun steht das „EVUM aCar“ an der Schwelle zur Zulassung. Im Jahr 2021 ist die internationale Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländern geplant.

Übersicht der Erfolgsgeschichten