Extravaskuläres Herzunterstützungssystem

Neuer Ansatz für Hilfe bei chronischer Herzinsuffizienz

Bei chronischer Herzinsuffizienz, z. B. als Folge eines Herzinfarktes, sinkt die Pumpleistung des Herzens stetig ab. Im fortgeschrittenen Stadium helfen Medikamente nur noch bedingt, die Herztransplantation als Therapieoption bleibt durch Spendermangel limitiert. Die AdjuCor GmbH, ein 2012 gegründetes Start-up aus München, hat deshalb ein schonendes System entwickelt, welches um das Herz gelegt wird und synchron den Herzmuskel mechanisch unterstützt.

Die chronische Herzinsuffizienz beschreibt die progressive Verschlechterung der mechanischen Pumpfunktion einer oder beider Herzkammern, welche durch therapeutische Maßnahmen wie Medikamente und elektrische Herzschrittmacher nicht aufgehalten werden kann. Die gegenwärtige weiterführende   Standardtherapie für Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz besteht in der durch Spendermangel  limitierten Herztransplantation und in der Implantation von mechanischen Blutpumpen. Schätzungsweise 17 Millionen Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz versterben pro Jahr in Folge dieser Erkrankung.  Therapieoptionen, die eine verbesserte Entlastung bzw. Erholung erreichen, könnten dies verhindern helfen.

Mechanische Herzunterstützung

In einem 2012 gestarteten Forschungsprojekt wurde der Einfluss individueller patientenspezifischer  Herzunterstützung experimentell und mittels numerischer Simulationsmodelle auf kardiale  Genesungsprozesse nach akutem Herzinfarkt quantitativ und phänomenologisch erfasst. Daraus konnten  Vorhersagen für Design, Auslegung und Operationsbedingungen für extravaskuläre Unterstützungssysteme abgeleitet werden.

Die Technologie der AdjuCor GmbH unterscheidet sich grundlegend von derzeitig verfügbaren Systemen durch die Vermeidung von Blutkontakt, die Fähigkeit beide Herzkammern zu unterstützen und durch  einfache Anwendung in der patientenspezifischen Behandlung. Die Implantation des extravaskulären, biventrikulären Systems kann in wenigen Minuten am schlagenden Herzen vorgenommen werden, ohne dabei in den Blutkreislauf einzugreifen. Dieser fehlende Blutkontakt vermeidet Komplikationen wie Schlaganfälle und Blutungen – der wahrscheinlich größte Behandlungsvorteil gegenüber gegenwärtigen Behandlungsmethoden. Das System kann individuell auf den Bedarf des Patienten eingestellt werden. Dies führt zu einer signifikanten Verbesserung und Vereinfachung der Patientenversorgung und verbessert damit
auch die Lebensqualität von Menschen mit einer Herzmuskelschwäche.

Dank der projektgebundenen Förderung schaffen wir innovative Lösungsansätze
für eine zukunftweisende Medizintechnik, damit herzinsuffiziente Patienten
wieder selbstbestimmt am normalen Leben teilnehmen können.

Prof. Dr. Stephen Wildhirt

M.D. CEO der AdjuCor GmbH, Professor für Herzchirurgie, AdjuCor GmbH

Von der Forschungsförderung zur klinischen Anwendung

Die AdjuCor GmbH wurde 2012 durch den Herzchirurgen Prof. Dr. Stephen Wildhirt gegründet. Das Start-up wurde projektbezogen durch die Europäische Kommission und durch deutsche und bayerische Fördermittelgeber unterstützt. Das medizintechnische Unternehmen beschäftigt mehr als 30 Experten und hat bis heute mehr als 13 Mio. € an Finanzmitteln realisiert. Die erste klinische Anwendung des „BEAT“ genannten Herzunterstützungssystems befindet sich in der Planung.

Die Bayerische Forschungsstiftung hat das Kooperationsprojekt Ein extravaskuläres Herzunterstützungssystem mit einem Zuschuss von rund 336.000 € im Zeitraum 10/2012 – 05/2015 gefördert. Das Anschlussprojekt Adaptive Steuerung eines miniaturisierten extravaskulären Herzunterstützungssystems (Förderinitiative BayMED) wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie mit einem Zuschuss in Höhe von rund 431.000 € im Zeitraum 03/2016 – 02/2018 gefördert und durch den Projektträger Bayern in der Durchführung begleitet.

Übersicht der Erfolgsgeschichten