Prävention und Therapie von medikamentenbedingter Leberschädigung
Individuelle Tests für eine individuelle Behandlung
Die medikamentenbedingte Schädigung der Leber (Drug-induced Liver Injury = DILI) ist in Europa eine der häufigsten Ursachen für akutes Leberversagen und von großer Bedeutung für Fehlschläge bei der Medikamentenentwicklung. Ein Medikament, das von den allermeisten Patienten gut vertragen wird, kann bei bestimmten, überempfindlichen Personen ein sogenanntes idiosynkratisches (personenspezifisches) DILI (iDILI) auslösen, das schwere Leberschäden zur Folge hat. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines iDILI ist bisher nicht vorhersagbar und daher im Rahmen einer Medikamentenentwicklung ein unwägbares Risiko. Im Falle eines notwendigen Abbruchs der Entwicklung bzw. eines Rückrufs des Medikaments werden zwar die Risikopatienten geschützt, aber die große Mehrheit der Patienten, die eventuell von dem Medikament profitiert hätte, erhält keinen Zugang mehr dazu. Jahrelange Forschung ist dann umsonst gewesen, was für die Pharmaindustrie einen wirtschaftlichen Schaden und für Patienten eine Einschränkung der Behandlungsoptionen bedeutet.
Die Firma MetaHeps GmbH, die Dr. med. Andreas Benesic und sein Mentor Prof. Dr. Alexander L. Gerbes 2014 als Spin-off der Ludwig-Maximilians-Universität ausgründeten, hat eine neuartige Methode entwickelt, um iDILI entweder zu diagnostizieren oder als Verursacher des Leberversagens auszuschließen. Hierfür verwenden die Forscher patientenspezifische Zellen, die sie mit Hilfe eines patentierten Verfahrens aus einer Blutprobe gewinnen, sogenannte MetaHeps®-
Zellen. Mit diesen Zellen können auch Medikamentenkombinationen getestet werden, was bisher nicht möglich war.
Im Rahmen des aktuellen Kooperationsprojekts mit dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München hat sich MetaHeps nun als nächsten Schritt zum Ziel gesetzt, die Mechanismen von iDILI zu charakterisieren, um präventive Strategien zu konzipieren und die Entwicklung klinisch relevanter Biomarker für DILI voranzutreiben. Gleichzeitig soll so den Patienten, die kein iDILI-Risiko für eine Substanz haben, der Zugang zu dem
neuen Medikament gewährt werden.
Heute – nach nur fünf Jahren – schreibt MetaHeps schwarze Zahlen und kann auf eine jahrelang gewachsene Blutproben-Datenbank zurückgreifen, die sich im aktuellen Forschungsprojekt nutzen lässt. Ein über die Jahre gewachsenes Netzwerk ermöglicht außerdem einen unkomplizierten Austausch mit Krankenhäusern und Instituten weltweit.
Mit Forschungsförderung zum erfolgreichen Unternehmen
Um die Machbarkeit einer neuen Screening-Methode testen zu können, wandte sich Meta-Heps 2015 an die Bayern Innovativ GmbH, die der Firma die Möglichkeit einer europäischen Förderung im „KMU-Instrument“ unter „Horizon 2020“ aufzeigte und erfolgreich durch die formalen und inhaltlichen Anforderungen für solch einen Antrag leitete. Gemeinsam unterstützten Bayern Innovativ und die Bayerische Forschungsallianz (BayFOR) das Unternehmen bei der Darstellung des Vorhabens und lieferten mit ihrer Expertise wesentliche Tipps beim griffigen Formulieren des Förderthemas. Die Machbarkeitsstudie der MetaHeps GmbH
erhielt ab 2015 schließlich unter dem Projektnamen DILITEST (Diagnosis or Exclusion of Drug-Induced Liver Injury by using Patient Blood Samples, Projektkennzeichen 711620) von der Europäischen Kommission eine Förderung von 50.000 € unter Horizon 2020.
Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben des Start-up-Unternehmens MetaHeps GmbH erfuhr eine zusätzliche weitere Unterstützung durch den Projektträger Bayern, welcher die Firma im Rahmen des Bayerischen Förderprogramms „Technologieorientierte Unternehmensgründungen“ (BayTOU) betreute. Das Förderprojekt Entwicklung einer neuartigen in-vitro-Diagnostik für medikamentöse Leberschäden/IVD Leber wurde im Zeitraum 01/2017 – 09/2018 umgesetzt und mit rund 96.000 € bezuschusst.
Im Dezember 2019 ist jüngst das aktuelle Projekt mit Beteiligung der Firma MetaHeps gestartet. Die Bayerische Forschungsstiftung bewilligte eine Förderung in Höhe von 270.800 € für den vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München im Konsortium mit der Firma MetaHeps eingereichten Projektantrag Medikamenten-bedingte Leberschäden: Mechanismen und Biomarker. Das Kooperationsprojekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Ziele sind Sicherheit für Medikamente, Hilfe für Patienten, die von iDILI betroffen sind, sowie die Entwicklung individueller Behandlungsmöglichkeiten.